Das Papier ist für die Zeichnung von besonderer Bedeutung:
Die Oberflächenstruktur des Zeichenpapiers bewirkt den Abrieb der Zeichenstifte. Das Papier wirkt dabei auf die Stifte wie eine Feile, die die Farbstoffe, die in Stiftform gebunden waren, abreibt. Durch den Druck lagert sich das Pulver auf dem Papier ab.
Je rauer das Zeichenpapier ist, umso stärker wird der Stift abgerieben und umso leichter kann sich das Pulver an ihm befestigen.
Grobe Farbstoffe wie etwa Kohle und Pastell können sich nicht ausreichend auf glattem Untergrund halten, weshalb man für sie raue Zeichenpapiere verwendet.
Feine Farbstoffe wie Blei- und Farbstifte können sich auch auf glattem Zeichenpapier halten, weshalb sich alle Öberflächenarten für diese Zeichentechniken eignen.
Der Chemiker Wilhelm Ostwald schreibt in seinen Malerbriefen* dazu:
„[…] Die Rolle der Unterlage, als welche fast ausschließlich Papier dient, ist hiernach bei Stiftzeichnungen eine doppelte.
Ein gewisser Grad von Rauigkeit ist zunächst notwendig; je glatter die Oberfläche ist, um so weniger Pulver kann sie abfeilen und um so weniger bietet sie dem Pulver Gelegenheit, sich zu befestigen. Um hier kräftigere Züge zu erzielen, muss man entsprechend starker aufdrücken, wodurch beide Wirkungen, das Feilen und das Befestigen, verstärkt werden. Somit wird man für die feinsten Pulver (Bleistift) auch noch die glattesten Papiere anwenden können (wenn andere Gründe dafür Anlass geben) und muss für Kreide und Kohle zunehmend rauere Papiere nehmen. [...]“
Die Papierqualität ist für die Haltbarkeit der Zeichnung verantwortlich.
Die angebotenen Künstlerpapiere sind holz- und säurefrei und damit alterungsbeständig.
Dickere Papiersorten oder auch Kartons geben der Zeichnung aufgrund ihrer Festigkeit einen haltbareren Untergrund.
W. Ostwald* gibt einige Tipps, wie man die Papiere auf ihre Eigenschaften hin testen kann:
„[...] Die andere Aufgabe der Unterlage ist, als Träger des fertigen Kunstwerkes zu dienen. Hierzu gehört ein möglichst großes Maß chemischer und mechanischer Widerstandsfähigkeit. Die chemische Widerstandsfähigkeit bezieht sich hauptsächlich auf die Unveränderlichkeit gegen die oxydierende Wirkung des in der Luft enthaltenen Sauerstoffes. Dies ist ein Einfluss, der ohne ungewöhnliche Mittel nicht ausgeschlossen werden kann und der daher stets in Rechnung gesetzt werden muss. Auch in der Folge wird er eine immer wiederkehrende Berücksichtigung beanspruchen. Die reine Pflanzenfaser oder Cellulose, aus welcher gutes Zeichenpapier besteht, ist äußerst beständig, ebenso der Leim, mit welchem das Papier geartet zu werden pflegt. Dies beweisen uns die viele Jahrhunderte alten Papiere, die wir in Bibliotheken und Archiven vorfinden. Unbeständig ist dagegen der Holzschliff, welcher bei dem riesig gesteigerten Bedarf gegenwärtig den geringeren Papieren zugesetzt wird, und zwar ist er um so unbeständiger , je weniger chemische Nachbehandlung er erfahren hat. Die chemischen Veränderungen zeigen sich einerseits in der gelben bis braunen Färbung, welche derartige Papiere im Lichte (am schnellsten natürlich in direktem Sonnenlicht) annehmen, andererseits in dem Verlust an Festigkeit. Beide Vorgange, das Vergilben und das Bröcklichwerden , finden auch ohne die Mitwirkung des Lichtes statt, nur viel langsamer.
Der Künstler, welcher möglichst dauerhafte Erzeugnisse herstellen will, wird derartige Papiere sorgfältig meiden. Man kann sie meist erkennen, wenn man einen Streifen des zu prüfenden Papiers wie ein Buchzeichen halb in ein Buch legt und die herausragende Seite dem direkten Sonnenlicht aussetzt. Einige Stunden pflegen zu genügen, um die Veränderungen der belichteten Hälfte gegenüber der geschützten bei verdächtigem Papier erkennbar zu machen. Über die mechanische Widerstandsfähigkeit unterrichtet man sich durch einen Reißversuch, der genügend Auskunft gibt. Blätter welche bewegt werden, wie in Happen usw. aufbewahrte, befestigt man auf einer größeren Unterlage von steifem Papier, welche die mechanischen Beanspruchungen zunächst auszuhalten hat. Damit diese Unterlage nötigenfalls gewechselt werden kann, heftet man das Blatt nur so weit an, dass es beim Bewegen keine Falten bekommt, im Notfalle aber ohne Verletzung leicht abgelöst werden kann. [...]“
Weitere Informationen über die Materialien (4. Kapitel Zeichenkurs):
Bleistift < Kohle < Ölkreide < Pastellkreide < Buntstift < Tusche < Radiergummi < Anspitzer
*Quelle: Seite 7 ff, Malerbriefe, Beiträge zur Theorie und Praxis der Malerei von W. Ostwald, Leipzig, Verlag von S. Hirzel, 1904