Trockene oder weiche Kreide?
Pastellkreiden bestehen aus Farbpigmenten und Bindemittel. Für die Malerei hat das Bindemittel keine Bedeutung: es hält die Farbpigmente nur in Stiftform zusammen.
Pastellkreide sind reine Farbstoffe, die mit dem wässerigen Bindemittel Tragantgummi/Traganth, Haferschleim oder synthetische Polyglykole in Stäbchen oder Stifte geformt wurden. Das Bindemittel dient nur dazu, das Farbpulver zusammenzuhalten und den Stiften den gewünschten Härtegrad zu geben. Das verwendete Bindemittel sorgt für das soft oder harte Malverhalten der verschiedenen Sorten. Es hat für die Bindung der Farbe auf der Bildfläche - wie bei anderen Maltechniken wie der Öl- oder Acrylmalerei - keine Bedeutung.
Die Farbpigmente des Pastells werden durch die feilende Wirkung des rauen Bildgrundes aufgerieben und bleiben lose an der rauen Papieroberfläche hängen.
Grundsätzlich lassen sich die verschiedenen Kreiden in zwei Sorten einteilen: die harten und die weichen.
Die harten Sorten werden meist in Vierkantform angeboten. Sie eignen sich für Details, Schraffuren etc. Sie lassen sich nicht so weich ineinaderwischen dafür aber etwas leichter radieren.
Die soften Kreiden werden meist in runder Form angeboten.Sie besitzen anteilsmäßig meist weniger Bindemittel, wodurch ihr Farbabrieb ergiebiger und ihre Farbkraft intensiver ist. So lassen sie sich dicker auftragen und leichter schichten.
Eine Aufstellung einiger Pastellkreiden in Künstler-Qualität mit hoher Lichtbeständigkeit:
W. Ostwald schreibt in seinen Malerbriefen: "Das Material für die Herstellung der farbigen Pastellstifte ist Kreide, die mit den verschiedenen Farbstoffen vermischt und unter Benutzung eines wässerigen Bindemittels (Tragantgummi) in Stäbchen oder Stifte geformt wird. Das Bindemittel dient nur dazu, dem Farbpulver Zusammenhang und die gewünschte Harte für die Handhabung zu geben, und hat mit der Bindung der Farbe auf der Bildfläche nichts zu tun. Diese erfolgt zunächst ausschließlich mechanisch in der oben geschilderten Weise, dass durch die feilende Wirkung des rauen Bildgrundes der Stift die Farbe in Gestalt von Pulver abgibt, welches an den Unebenheiten des Papiers hängen bleibt.
Mit der Aufgabe vollständiger Deckung des Untergrundes tritt nun beim Pastell eine Schwierigkeit auf, die bei der Zeichnung kaum vorhanden ist. Damit die Deckung ausreicht, muss die Schicht des Farbpulvers eine merkliche Dicke haben; es müssen nicht nur die Vertiefungen in den Unebenheiten des Untergrundes ausgefüllt werden, sondern auch dessen Erhöhungen müssen noch eine Schicht des Farbpulvers tragen. Ferner ist es oft notwendig, dass eine bereits vorhandene Farbe durch eine darüber getragene gedeckt wird.
Man erreicht diese Zwecke zunächst durch die Anwendung sehr weicher Farbstifte, indem man dem Farbteig bei der Herstellung nicht mehr Bindemittel zusetzt, als für die Handhabung und die Vermeidung des Zerbröckelns notwendig ist. "
Seite 19f, Malerbriefe, Beiträge zur Theorie und Praxis der Malerei von W. Ostwald, Leipzig, Verlag von S. Hirzel, 1904
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