Als Frottage bezeichnet man sowohl eine zeichnerische Methode als auch eine traditionelle Drucktechnik, mit deren Hilfe man die Oberflächenstruktur eines Objektes auf einen Bildträger übertragen kann.
Der französische Ausdruck Frottage (frotter = reiben) wird auch im Deutschen und im Englischen verwendet. Die deutsche Bezeichnung indirekter Materialdruck sowie der englische Ausdruck Rubbing werden seltener verwendet.
Mit den verschiedenen Zeichenwerkzeugen kann man eine strukturierte Oberfläche auf den Zeichengrund übertragen.
Vorgehensweise: Man legt das Zeichenpapier auf einen reliefartigen Gegenstand oder eine Fläche und reibt mit der Breitseite des Zeichengeräts darüber. Auf den Höhen lagert sich mehr Farbe an, so dass das Relief zeichnerisch wiedergegeben wird.
Für die Frottage eignen sich fast alle zeichnerischen Werkzeuge wie Bleistift, Buntstift, Kreide, Kohle, Filzstifte und Marker sowie alle dünnen Bildgründe wie Papier und Stoff.
Künstlerisch kann die Frottage zur Strukturierung von Flächen aber auch zur Zeichnung von einzelnen Objekten genutzt werden. Beispielsweise kann man sich bei Stilllebenzeichnungen die Darstellung einer Holzmaserung oder einer Wandstruktur vereinfachen. Die auf Stoff (ungrundierte Leinwand) durchgeriebenen Strukturen kann man fixieren und somit für die Malerei nutzen.
Bleistift-Frottage auf Papier: Mit einem weichen Bleistift wurde ein Ornament-Relief durchgerieben. | |
Mit einem weichen Bleistift wurde die raue Oberfläche einer Wand durchgezeichnet. Links wurde der Stift nur in einer Richtung geführt; rechts hin und zurück. Durch die Zeichenrichtung verändert sich das Abdruckbild deutlich. | |
Auch Stoff (unbehandelte Leinwand) eignet sich für die Frottage. Auf diese Weise kann man die durchgeriebenen Strukturen gut als Untergrund für Malerei verwenden.
Bei diesem Beispiel wurde graue Pastellkreide auf Nessel verwendet und der selbe Wandputz wie in der Abbildung zuvor durchgedrückt. |
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Filzstifte und Buntstifte auf Nessel. | |
Buntstifte und Bleistift auf Stoff. | |
Hier wurde der Verschluss einer Wasserflasche mit Buntstiften auf Nessel durchfrottiert. Nach der Grundierung mit durchsichtigem Acrylbinder verwischen die Konturen leicht, bleiben aber gut sichtbar. So kann die Frottage gut als Unterzeichnung in die Malerei eingebunden werden. | |
Mischtechnik: Ölfarbe und Bleistift auf Leinwand... | |
... und auf Papier.
Die Bleistift-Frottagen wurde im Untergrund angelegt. Danach wurde die Zeichnung mehrfach dünn mit Sprühfirnis fixiert, so dass gleichzeitig eine Grundierung für die Ölfarbe entstand. Feinere Frottagen entstehen auf Papier, das sich problemlos auf Leinwand aufkleben lässt. |
Der Künstler Max Ernst gilt als Wiederentdecker dieser Technik für die Kunst. Er gebrauchte die Frottage sowohl als Element für Zeichnung als auch für die Malerei erstmals ab 1925 in der Serie histoire naturelle. Er verwendete Bleistift und Kohle, Papier und Leinwand, Hölzer, Bindfaden, Lederstücke, Muscheln, Blätter und Brot. Max Ernst kombinierte die Frottage in seiner Malerei häufig mit einer Grattage: Durch Abkratzen von Farbe wird die Struktur der unter den Malgrund gelegten Gegenständen sichtbar.
Aber auch andere Künstler verwendeten die Technik für ihre Kunst. Edvard Munch erstellte beispielsweise mit Lithokreide einen indirekten Materialdruck von einigen seiner Holzschnitte, übertrug sie auf einen Druckstein und vervielfältigte sie als Lithografien.
Pablo Picasso verwendete die Frottage-Technik ebenfalls für einige seiner Lithografien, um Strukturen auf den Stein zu übertragen. Für diesen Zweck zeichnete und frottierte er mit Lithokreide auf autografischem Papier, das auf einem strukturierten Untergrund lag. Mit einem Umdruck transferierte er die Papierlithografie auf den Lithostein, um die Lithografien abzuziehen. Diese Flachdrucktechnik wird auch als Strukturlithografie bezeichnet und besteht aus einer Kombination von indirektem Materialdruck, Umdruck (engl.:Transfer) und Lithografie.
Ähnlich wie bei der zeichnerischem Frottage wird auch bei dem gleichnamigen Druckverfahren eine strukturierte Oberfläche abgebildet. Im Gegensatz zur zeichnerischen Technik erfolgt das farbliche Hervorheben der Höhen nicht im gleichen, sondern erst in einem zweiten Arbeitsgang.
Im Gegensatz zu anderen Drucktechniken entsteht kein spiegelverkehrtes sondern ein seitenrichtiges Druckbild.
Vorgehensweise: In einem ersten Schritt legt man ein feuchtes Druckpapier über eine Oberflächenstruktur. Durch Reiben, Bürsten oder mit Hilfe einer Druckerpresse prägt man - ähnlich wie beim Materialprägedruck - die Struktur hervor.
In einem zweiten Schritt färbt man die höherliegenden Stellen mit einer Gummiwalze oder einem Leder- oder auch einem Filztampon ein.
Als Farbe kann man normale Hochdruckfarbe verwenden.
Die drucktechnische Frottage gehört mit dem Stempeldruck zu den ältesten Druckverfahren. In China waren die sogenannte Steinbilder (t´a-pen) bereits im 1. Jahrhundert nach Christus sehr gebräuchlich. Auf Papier und Stoff druckte man Stein- und Bronzereliefs sowie Grabplatten ab. In Europa ist der indirekte Materialdruck seit 600 Jahren bekannt und wurde ebenfalls zum Abdruck von Grabplatten verwendet.