Nays Malerei lässt sich nicht eindeutig einem Kunststil oder einer Kunstrichtung zuordnen. Während er in seinem Frühwerk noch klassisch modern, gegenständlich darstellte, so malte er nach dem Krieg fast ausschließlich abstrakt. Sein gesamtes Werk folgt dabei durchaus den allgemeinen, zeitgenössischen Kunstströmungen, wobei er jedoch konsequent seine eigene Farb- und Formensprache entwickelte. Ab den 1950ern zeigen seine Bilder eine Verwandschaft mit dem abstrakten Expressionismus und der Farbfeldmalerei.
Ernst Wilhelm Nay malte großformatige Ölbilder, aber auch zahlreiche kleinere Aquarelle und Gouachen. Seine typische Malweise war ein direkter und deckender Farbauftrag. Die Farbflächen grenzte er deutlich voneinander ab, teilweise durch Aussparungen des Hintergrundes. Nur selten vermalte er oder vermischten sich die Farben auf der Leinwand miteinander. Die Malweise und Anordnung der Farbflächen haben Gemeinsamkeiten mit der Farbfeldmalerei amerikanischer Nachkriegskunst.
Der Pinselstrich ist bei den Farbfeldern expressiv erkennbar. Nay trug die Farbe variantenreich in Kreisen, Strichen, Bögen und Tupfern auf. Die Gestik des Farbauftrags erinnert an den Tachismus.
Nays grafisches Werk besteht aus Bleistiftzeichnungen, Lithografien, Radierungen und Holzschnitten. Auch hier zeichnete er mit einem direkten, deutlichen Strich und sich abgrenzenden Flächen.
Zu Beginn seiner Künstlerlaufbahn malte er vorallem abstrahierte Stillleben, Porträts und Landschaften, die bereits große Anerkennung beim Publikum fanden. Zunächst wurde er in seinem künstlerischen Schaffen durch Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner, Henri Matisse und Pablo Picasso beeinflusst.
Bei Sommeraufenthalten 1935-36 an der Ostsee in Vietzkerstrand in Pommern entstanden während einer ersten großen Werkphase die Dünen- und Fischerbilder.
1937 entstanden in Norwegen und auf den Lofoten die Lofotenbilder, die einen ersten Höhepunkt in seinem künstlerischen Schaffen kennzeichnen. Die scharfkantigen, vereinfachten Flächen und Linien prägen den Bildaufbau deutlich. Die Farbe und der Kontrast gewinnt in seiner Kunst an Bedeutung und die Gegenständlichkeit tritt zunehmend in den Hintergrund.
In der Werkphase nach dem Krieg schuf Nay von 1945 bis 1948 die Hekate-Bilder mit Motiven aus Mythen, Legenden und Gedichten.
Von 1949 bis 1951 folgten die Fugalen Bilder.
Mit seinen Rhythmischen Bildern - von 1951 bis 1954 - vollzog er den endgültigen Schritt zur ungegenständlichen Malerei.
Eine der stärksten Werkphasen begann 1954 mit den Scheibenbildern, in denen runde Flächen in subtilen Farben auf dem Bild gruppiert sind.
Im folgenden Jahr erschien Nays kunsttheoretische Schrift Vom Gestaltwert der Farbe.
Ab 1963 bis 1964 entstanden die Augenbilder, auf denen Nay stilisiert Augenzeichnungen auf und in abstrakte Farbflächen malte.
Seiner letzten Werkphase ab 1965 sind die Späten Bilder zuzuordnen.
Hörtext: Ernst Wilhelm Nay - Seine Malerei, Maltechnik und Werkphasen
Ernst Wilhelm Nay: Biografie, Museen, Galerien, Artikel und Bücher
Text: B. Waclawik, Quellen: en. und de.wikipedia.org
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