Im Folgenden wird die Perspektive als Wahrnehmung- und Darstellungsform erläutert. Dabei kommen sowohl die verschiedenen Phänomene zur Erzeugung der Scheinräumlichkeit zur Sprache als auch die Fluchtpunktperspektive.
Räumlich sehen und darstellen
Perspektive ist die Sichtweise von einem bestimmten Standpunkt aus. Charakteristisch ist dabei die Verkleinerung des Gesehenen mit zunehmender Entfernung.
Die perspektivische Sichtweise wird zweidimensional dargestellt, so dass der Betrachter das Bild räumlich sieht.
Die perspektivischen Seheindrücke können intuitiv oder auch geometrisch nach den Gesetzen der Fluchtpunktperspektive (Zentralperspektive) dargestellt werden. Oftmals wird die Perspektive mit der Fluchtpunktperspektive gleichgesetzt. Letztere ist vor allem eine Methode ist, um perspektivisch korrekt darzustellen.
Die räumlichen Darstellungsmethoden entwickelten sich im Laufe der Kunstgeschichte und nähern sich dabei dem Prinzip der menschlichen Wahrnehmung an. Beim Sehen entstehen durch die flächigen Netzhautbilder eine räumliche Wahrnehmung. Fast die selben Phänomene werden auch in der Malerei, Zeichnung und Fotografie zur Erzeugung von Scheinräumlichkeit verwendet.
Wir sehen die Welt, wie sie eigentlich nicht ist. Unsere Wahrnehmung verändert die tatsächliche Realität.
Die perspektivische Wahrnehmung wird hauptsächlich geprägt durch die Verkleinerung.
Die Perspektive unterliegt den Gesetzen der Optik: Das Licht tritt durch die Augenlinse ein und wird zweidimensional nach dem Prinzip der Zentralprojektion auf den beiden Netzhäuten der Augen abgebildet.
Die zweidimensionalen Phänomene zur Erzeugung von Scheinräumlichkeit:
Die Renaissance-, Fluchtpunkt-, Linear- oder auch Zentralperspektive
Die perspektivische Darstellungsweise ist ein fiktiver Schnitt durch die Lichtstrahlen (Sehpyramide), die vom Auge gesehen werden.
Auf dem Bild wird diese Ebene als räumliche Illusion dargestellt, so dass der Betrachter das Gleiche sieht wie in natura.
Bereits in der Antike wussten man um die perspektivischen Gesetzmäßigkeiten d. Damals wurde sie Skenographie (griechisch: Bühnenmalerei) genannt. Mitte des 5. Jahrhunderts wendete Agatharchos von Samos zum ersten Mal bei der Bemalung der Theaterkulissen perspektivische Darstellungsprinzipien an.
Zu Beginn der Renaissance wurde die Fluchtpunktperspektive von Filippo Brunelleschi und Leone Battista Alberti (della pittura, 1435) wiederentdeckt. In Deutschland verbreitete Albrecht Dürer mit seinen Unterweisung der Messung (Nürnberg 1525) die Entdeckungen der perspektivischen Gesetze im Malerhandwerk. Mit den Messapparaten konnten die Maler erstaunliche Effekte erzielen. Doch waren die Messungsapparaturen vor allem zum Lernen und Studieren bestimmt. Albrecht Dürer selbst fand es nicht notwendig, nun alles abzumessen.
Aus der camera obscura entwickelte sich die Fotokamera.
Durch die Erfindung der Fotografie wurde in der modernen Malerei die Fluchtpunktperspektive als unkünstlerisch abgelehnt, trotzdem malten fast alle Künstler perspektivisch/räumlich, selbst Paul Cézanne.
Aufgrund der Messapparate und der bildlichen Konstruktionsmöglichkeiten wird die Zentralperspektive oft fälschlicherweise für ein Konstrukt, eine Erfindung gehalten. Dabei gibt sie nur den selben optischen Sachverhalt der Wahrnehmung wieder und ist somit eine Entdeckung. Denn auch das Sehen funktioniert zweidimensional und wird nur durch die obengenannten Phänomene dreidimensional wahrgenommen.
Text: Bozena Waclawik
5. Kapitel
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