Farbliches und tonales Modellieren
Der Farbverlauf (Gradient) ist der Übergang von einer Farbe in die andere. Dabei kann es sich sowohl um Helligkeits- (Tonwert-) als auch Farbabstufungen handeln.
Meist wird der Begriff Farbverlauf in Zusammenhang mit einem gleichmäßigen Farbübergang gebraucht, bei kleinen, variierenden Farbverläufen spricht man eher von Farbabstufungen, die aber nicht unbedingt fließend verlaufen müssen.
Valeurs (Franz. Werte) sind eine besondere Form strukturierender Farbmodellierungen, die durch Licht, Reflexe und Schatten verursacht werden.
Für die realistische Darstellung sind die Farbeverläufe/-abstufungen wichtig, um den Objekten die nötige Plastizität und damit eine räumliche Wirkung zu geben.
Malerische Farbübergänge
In der Malerei werden Farbverläufe sowohl zur Erzeugung von Helligkeits- als auch Farbabstufungen eingesetzt.
Beispiele:
Wenn man einen fotorealistischen Sonnenuntergangshimmel darstellen möchte, muss man feine Farbübergänge malen, die langsam von einem hell-orangen Horizont über einen orange-roten Mittelton bis zu einem Dunkel-Blau wechseln.
Die Darstellung einer Wolkenmodulation beinhaltet vor allem weiche Helligkeitsübergänge.
Die Hautfarbe changiert in lebhaften, farblichen Valeurs, die sich sowohl nach Schatten und Lichteinfall als auch im Hautton ändern.
Bildaufbau und Maltechnik:
In der Tonmalerei werden Tonwertverläufe in der Untermalung angelegt. Im Monochromen fällt es dem Maler leichter sich nur auf die Helligkeitsabstufungen zu konzentrieren, um daraufhin mit Lasuren die Farbe zu bestimmen.
In der direkten Malweise wie der Primamalerei werden alle Farbverläufe gleichzeitig berücksichtigt, was meist die Farbigkeit gegenüber den Tonwerten begünstigt.
Je nach Farbtechnik werden die Farbverläufe recht unterschiedlich ausgeführt. Grundsätzlich kann man hier zwei Techniken unterscheiden:
Farben fließend nass-in-nass vermalen:
Beim Nass-in-Nass-Malen werden zunächst die Farben deckend und direkt nebeneinader gesetzt und anschließend noch feucht miteinander und ineinander vermalt. Hierfür verwendet man feine Pinsel (Vertreiber), um die Übergänge fein und möglichst stufenlos zu glätten.
Dieses Maltechnik kann man ganz vorzüglich mit Ölfarben ausführen. Die cremige Konsistenz der Ölfarbe lässt sich geschmeidig modellieren, so dass man die Farbtöne auf verschiedene Weise miteinander vermalen kann.
Mit Acrylfarben ist das Nass-in-Nass-Malen nicht ganz so unproblematisch umzusetzen, da die Acrylfarbe sehr schnell trocknet. Doch mit einigen Tricks und Übung klappt es fast so gut wie in Öl.
Die Nass-in-Nass-Technik in der Aquarellmalerei meint nicht das Ineinandermalen von deckenden Farben, sondern das flüssige Malen auf noch feuchter Farbe, so dass diese zufällig verläuft.
Übergänge lavieren: das Verwaschen eines Farbtons
Die lavierende Maltechnik kann man besonders gut mit Acryl- und Aquarellfarben realisieren. Mit Wasser vermalt man den aufgebrachten Farbton langsam ins Farblose.
Mit Ölfarben benutzt man für eine ähnliche Malweise kaum Lösungsmittel, die man deshalb nicht als Lavieren bezeichnen kann. Auf trockenem Untergrund kann man die cremige, unverdünnte Farbe vermalen, so dass ein Farbverlauf entsteht.
Ölmalerei-Technik für Einsteiger "Dünn und transparent kann man die cremige Farbe mit dem Pinsel verteilen. Man kann auch die Finger und die Handballen zur Hilfe nehmen."
Das Zeichnen von Übergängen
In der Zeichnung sind Farbverläufe meist reine Tonwertabstufungen, die entweder die Licht- und Schattenverläufe oder Helligkeitsunterschiede des Materials wiedergeben.
Mit der Spitze oder der Breitseite:
Alle Zeichenmaterialien außer der Tusche eignen sich für das Zeichnen von Abstufungen, ohne dabei den Farbauftrag zu verwischen. Die Techniken sind schwierig und zeitaufwendig. Entweder du zeichnest exakt nur mit der Spitze die Verläufe oder du schummerst sie locker mit der Breitseite des Zeichengerätes.
Beim Schummern und Zeichnen bestimmt Maßgeblich der Druck des Zeichengeräts auf das Papier den Abrieb des Farbstoffs. Mit größerem Druck erzielt man die dunklen Töne, mit weniger Druck die helleren. Die Meisterschaft besteht darin, möglichst gleichmäßige Übergänge hinzubekommen. Man kann sich die Arbeit vereinfachen, in dem man dünn und mit wenig Druck die Zeichnung schichtet.
Um einen möglichst großen Unterschied zwischen Hell und Dunkel zu zeichnen, verwendet man Stifte in unterschiedlichen Härtegraden. Man muss jedoch vorsichtig sein, da die Farbwirkungen von soften und harten Sorten sich manchmal erheblich unterscheiden.
Verwischen:
Mit Kreide und Kohle (aber auch mit Blei- und Buntstift) kannst du durch die Technik des Wischens mit wenig Aufwand sehr gute Übergänge hinbekommen.
Zum Verwischen kannst du entweder die Finger, Wattestäbchen oder sogenannte Wischröllchen (Estompen) verwenden.
Raster, Kreuz- und Parallelschraffur:
Das Schraffieren von Tonwerten ist mit allen Materialien einschließlich Tusche als auch in den Drucktechniken möglich. Je dichter du die Schraffuren entweder parallel oder gekreuzt übereinander strichelst, desto dunkler die Bildwirkung.
Auf die gleiche Weise aber noch gleichmäßiger kannst du mit Punktrastern Übergänge erzeugen.
5. Kapitel
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