Zuerst werden mit Grau und Schwarz die Tonwertabstufungen hervorgezeichnet und danach werden farbige Akzente gesetzt.
Entweder zeichnet man diese mit Kreiden oder Stiften ein oder man trägt den Pigmentstaub direkt mit einem Pinsel oder einem Papierwischer auf. Durch Reiben verbinden sich die Farbstoffe miteinander und lagern sich an der Papieroberfläche ab.
Weichere Verläufe und große Flächen erzielt man mit dem reinen Pigment, das man mit dem Wischer oder einem Pinsel auftragen kann, oder mit der Breitseite der Kreide.
Für Übergänge kann man die Töne zunächst übereinander schichten, um sie anschließend ineinander zu verreiben.
Konturen und Feinheiten lassen sich besser mit den Stiften zeichnen. Praktischerweise hebt man sich die Konturen bis zum Schluss auf, damit sie sich nicht unbeabsichtig verwischt.
Korrekturen oder auch Details kann man manchmal besser auf dünneren Farbschichten einzeichnen. Für diesen Zweck lässt sich die entsprechende Stelle gut mit einem Borstenpinsel freiwischen.
W. Ostwald schreibt über diese Technik in seinen Malerbriefen:
„[…] die Arten der Maltechnik [...], die sich an die einfarbige Zeichnung unmittelbar anschließen : die farbige Stiftzeichnung und das Pastell.
Die Zeichnung mit farbigen Stiften kann in vielfältiger Gestalt angewendet werden. Unmittelbar an das eben geschilderte Verfahren schließt sich eines, das nach seinem berühmtesten Vertreter die Lenbach-Technik heißen mag. Es kommt darauf hinaus, dass die mit dunklem Stift hergestellte Zeichnung durch Einsetzung einzelner Farben belebt wird. Man kann diese Farben mittels farbiger Stifte (Pastellstifte) auftragen, doch ist es auch möglich, die Farbe einfach als feines Pulver mit einem Pinsel oder 'Wischer aufzunehmen und auf das Papier zu übertragen, in dessen Unebenheiten sie mit dem Finger oder anderen Hilfsmitteln eingerieben wird. Das letzte Verfahren ist besser geeignet, große Flachen ohne scharfe Ränder zu behandeln, ersteres ermöglicht schärfere Zeichnung.
Über das Technische dieses Verfahrens braucht weiteres nicht gesagt zu werden, da es auf ganz denselben Grundlagen beruht, wie die einfache Zeichnung. Auch von der Dauerhaftigkeit gilt das gleiche: ist das Bild gegen mechanische Unbilden (Reiben,Kratzen,Wischen) geschützt, so hängt seine Lebensdauer nur von der Dauerhaftigkeit des angewendeten Farbstoffes und der Unterlage ab. Bei Graphit, Rötel, Kreide, Kohle ist diese keinem Zweifel unterworfen; über die Dauerhaftigkeit anderer Farbstoffe wird später Auskunft gegeben werden. [...]“
„Man trägt auf dieses Papier die Farben in breiten Flächen, ohne jede Rücksicht auf Aussparen reibend und zeichnend auf und zwar nimmt man für große Flächen die Breitseite des Stiftes. Übergange entstehen sehr leicht durch grobes Übereinanderzeichnen der Farben und nachmaliges Verreiben mit dem Finger, den man allenfalls durch eine Gummikappe schützen kann. Hat man die großen Flächen angelegt, so kann man die Einzelheiten nach Bedarf derart hineinsetzen, dass man an den erforderlichen Stellen zunächst die vorhandene Farbe mit einem trockenen Borstenpinsel (Ölpinsel) von entsprechender Größe fortkehrt, was gar keine Schwierigkeit macht; auf dem Grunde stehen dann die hineingezeichneten Farben wie auf reinem Papier. Auf gleiche Weise kann man ganze mißfällige Partien beseitigen.“
Quelle: Seite 16ff und 29f, Malerbriefe, Beiträge zur Theorie und Praxis der Malerei von W. Ostwald, Leipzig, Verlag von S. Hirzel, 1904
Weitere Informationen:
Abbildungen von Franz von Lenbach:
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