Imprimitur: Farbige Grundierung für die Malerei
Die Künstler vergangener Epochen trugen oftmals gleich auf die weiße Grundierung eine erste, eintönige Farbschicht auf: die Imprimitur.
Der Begriff stammt von dem italienischen Wort Imprimitura und bedeutet wortwörtlich erste Schicht oder auch Grundierung.
Je nach Ausführung und verwendeten Materialien werden diese farbigen Grundierungen unterschiedlich benannt:
- Deckfarbengründe: deckend farbige Grundierung
- Lasurgründe: transparent farbiger Anstrich
- Imprimitura: gelblich, rötlich oder grünlich getönte Grundierung (Gothik und Frührenaissance)
- Bolusgründe: getönte Grundierung aus rot-braunen Erdfarben wie Terra di Siena, Caput Mortuum, gebrannter Ocker und roter Bolus (18.Jahrhundert)
- Umbragrund: Grundierung aus Umbra
- Hellgrau, Schwarz, Zeichenkohle oder Graphit als Imprimitur
Getönte Grundierungen beeinflussen deutlich die Wirkung der darüber liegenden Farben. Farbneutral und leuchtend stehen die Farben auf einem weißen Untergrund.
Mit farbigen Grundierungen kann der Maler eine besondere Lichtatmosphäre schaffen, da die Farben sich einheitlich optisch brechen oder trüben. Beispielsweise wirken Landschaften auf einem ocker-gelben Untergrund in einem einheitlichen, natürlichen Licht. Hauttöne hingegen erscheinen auf einer Imprimitur von Grünen Erden (grau- bis olivgrün) besonders lebhaft.
Des Weiteren haben farbige Grundierungen den Vorteil, dass der Maler auf ihnen sowohl ins Helle als auch ins Dunkle arbeiten kann. Ausgehend von einem Mittelton kann er plastisch die Höhen und die Schatten anlegen und sich die Schattenmodulationen erleichtern. Diese höhende Malweise wurde häufig in Kombination mit Lasuren verwendet.
Nachteilig wirkt sich ein getönter Malgrund auf die Reinheit der Farben aus. Wünscht der Maler eine bunte, leuchtende Bildwirkung sollte er immer eine weiße Grundierung bevorzugen. Für eine lasierende, aquarelle Malweise sind getönte Grundierungen ebenso ungeeignet, da die Leuchtkraft und Transparenz der Lasuren leiden würden.
Imprimituren eignen sich vor allem für die Porträt-, Akt- und Landschaftsmalerei in Kombination mit pastoser oder lasierender Öl-, Eitempera- oder Acrylmalerei.
Als Materialien für farbige Malgründe auf Leinwand eignen sich vor allem Acryl-, aber auch Fassaden- und Ölfarben . Auf festen Bildträgern kann man auch Wand- und Lackfarben verwenden. Mit wasserverdünnten Farben kann man nicht auf lösungsmittelhaltigen Grundierungen malen.
Infos zu Deckfarbengründen, Lasurgründen, Imprimitura, Bolusgründen
und zur Untermalung
Beispiele für die Verwendung von farbigen Grundierungen:
Weitere Informationen:
Text: Tiziano
Bilder:
- Der heilige Hieronymus, Leonardo da Vinci (1452–1519), unvollendet, Temperauntermalung und Öl auf Leinwand, 103 x 75 cm, Vatikan Museum in Rom
- Die Anbetung der Könige aus dem Morgenland, Leonardo da Vinci, Öl auf Holz; 24 × 25 cm, unvollendet um 1481, Uffizien Florenz
- Mont Sainte-Victoire, Paul Cézanne, Öl auf Leinwand, 1885-1887, 55 × 65 cm, National Gallery of Scotland, Edinburgh
- Badende, Paul Cézanne (1839-1906), um 1900, Öl auf Leinwand, grau grundiert, 73 x 92 cm, Privatsammlung
- Farbskizze nach Seerosen von Claude Monet: Seinearm bei Giverny, 1897 (1899), 81 × 100 cm, Öl auf Leinwand, Galleria Nazionale d'Arte Moderna in Rom
- Farbskizze nach La orana Maria (Ave Maria), Paul Gauguin, 1891, 113 × 88 cm, Öl auf Leinwand, Metropolitan Museum of Art in New York
- Ich-Betrachter, P. Walter, 70x100cm, Öl und Acryl auf Leinwand