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Welche Grundierung: Gesso, Kreidegrund, Ölgrund oder Fassadenfarbe?

Als Künstler hat man die Qual der Wahl: Welche Grundierungsfarbe soll man kaufen? Welche ist besonders gut?

Eine gute Grundierung ist für die Ölmalerei das A und O. Sie vereinfacht das Malen und macht das Bild für Jahrhunderte haltbar. Es ist unangenehm, bereits nach ein paar Jahren dem Altern des Ölbildes zu zuschauen. Meist ist hierfür eine schlechte Grundierung verantwortlich, denn das Bild ist nur so haltbar wie sein Untergrund.

In den Künstlerbedarf-Geschäften gibt es eine riesige Auswahl an Grundierungen aller Art. Fertig grundierte Leinwände haben meist eine Grundierung mittlerer Qualität. Wenn man als Maler mehr Qualität oder etwas sparen möchte, muss man selbst grundieren.

Die Grundierungen kann man in 3 Kategorien unterteilen:

  1. Traditionelle Grundierungen sind umständlich, aber auch interessant herzustellen. Nach alten Rezepten kann man sie sich aus ungewöhnlichen Zutaten mischen. Einen Mehrwert für die Qualität der Grundierung ergeben sie nicht unbedingt.
  2. Spezielle Künstler-Farben zum Grundieren von Leinwänden ist vor allem teuer. Man kann aus einem breiten Sortiment von Gesso bis zum Kalkgrund auswählen. Mir ist aufgefallen, dass sowohl die vorgrundierten Leinwände als auch die spezielle Grundierfarbe leicht einreissen und brüchig sind.
  3. Alternative Grundierungsfarben sind hochwertige Fassadenfarbe für den Außenbereich und Acrylbinder. Diese richtig aufgetragen hat in meinem Test Spitzenergebnisse erzielt. Spezielle Grundierung aus dem Baumarkt und aus dem Anstreichersegment eignet sich nur für die Grundierung von starren Bildträgern, wie Holz oder Wände.

zu 1) Rezepte für traditionelle Grundierungsanstriche

  • Gesso, Gips- und Kreidegrund, saugende Grundierung.
    Anwendung:
    • Dünner Anstrich mit Leimwasser, das aus 70g Leim und 1l Wasser besteht und man vor der Verwendung 24 Stunden quellen lässt,
    • Nachfolgend zweifache Grundierung mit Gips-/Kreidegrund:
      • 1 Raumteil Gips/Kreide,
      • 1 Raumteil Zinkweiß Rotsiegel,
      • 1 Raumteil leicht erwärmtes Leimwasser.
    • Durch die 10 % Zugabe von Alaun oder das Aufsprühen von Formalin sollen Gips- und Kreidegrund wasserunlöslich werden.
    • Eine Isolierung verringert die saugende Wirkung des Gips-und Kreidegrundes. Hierfür verwendet man Leimwasser, Alkoholfirnis (Fixative für Zeichnungen) oder Harzfirnis (verdünnt und dünn auftragen). Man kann als Ersatz für Leim Acrylbinder verwenden und den Gips- und Kreidegrund auf diese Weise herstellen. Bei boesner und Kremer-Pigmente kann man Kreide, Gips, Zinkweiß, Leim, Hasenleim und Knochenleim bekommen.
  • Ölgrund - ähnlich wie der Gips-/Kreidegrund mit einer Zugabe von Leinölfirnis.
    Anwendung:
    • Dünner Anstrich mit Leimwasser, bestehend aus 70g Leim und 1l Wasser mischen und dann 24 Stunden quellen lassen),
    • Nachfolgend zwei dünne Grundierungsanstriche mit Halb-Ölgrund, bestehend aus:
      • 1 Raumteil Gips/Kreide,
      • 1 Raumteil Zinkweiß Rotsiegel (weißes Farbpigment),
      • 1 Raumteil Leimwasser (abgekühlt)
      • und erst dann unter Wärme 1,5 bis 2 Raumteile Leinölfirnis vorsichtig einrühren.
  • Halb-Ölgrund, Halb-Kreidegrund, Temperagrund, ähnlich wie der Ölgrund nur mit einer geringeren Zugabe von Leinölfirnis.
    Anwendung wie beim Ölgrund, bestehend aus:
    • 1 Raumteil Gips/Kreide,
    • 1 Raumteil Zinkweiß Rotsiegel (weißes Farbpigment),
    • 1 Raumteil Leimwasser (abgekühlt)
    • und erst dann unter Wärme 1 Raumteil Leinölfirnis vorsichtig einrühren.
  • Kaseingrund, bestehend aus 50 g Kasseinpulver, 125 ml erwärmtem Wasser, dann ein wenig Hirschhornsalz (Natron-Natriumhydrogencarbonat/Backtriebmittel) und wieder 125 ml Wasser.
    Anwendung:
    • 1 Grundierungsanstrich mit wasserverdünntem Kaseingrund,
    • dann zwei Anstriche unverdünnt.

zu 2) Spezielle Künstler-Grundierfarben übernehmen die traditionellen Bezeichnungen, obwohl sie nicht aus den selben Bestandteilen bestehen. In den Maleigenschaften sind sie vergleichbar mit den traditionellen Grundierungen. Achte auf die Gebrauchsanweisung auf den Verpackungen.

  • Gesso, Kreidegrund, leuchtende und saugende Grundierung, heute meist auf Acrylbasis: Acrylkreidegrund.
  • Halbkreidegrund, ein wenig saugend und leicht glänzende Grundierung
  • Grundierweiß: Dispersionsfarbe/Acrylfarbe

zu 3) Alternative Grundierungsfarben, wie hochwertig Aussenfassadenfarbe oder Acrylbinder ergaben bei meinen Grundierungen besonders gute Ergebnisse. Sie sind wesentlich elastischer, aber nicht saugend.

  • Die Aussenfassadenfarbe ist für extreme Witterungen konzipiert und passt sich optimal Luftfeuchtigkeits- und Temperaturschwankungen an. Die Preise sind meist gerechtfertigt: teuer heißt hier gut.
  • Acrylbinder kann mit weißem Pigment (Farbbrei mit Wasser) oder weißer Acrylfarbe eingefärbt werden. Unverdünnt sind die Anstriche besonders elastisch und haftend für nachfolgende Schichten. Achtung vor angetrockneten Teilchen auf ihnen haftet keine Farbe mehr.
  • Heizkörperfarbe ist ein moderner Ölgrund: elastisch und fettig.
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Ölmalerei-Anleitung:

4. Kapitel: Malmaterial für die Ölmalerei

  1. Einkauftipps zum Malzubehör
  2. Grundausstattung- Darf man beim Kauf sparen?
  3. Ölfarben im Vergleich - Welche Farben sind gut?
  4. Welcher Pinsel eignet sich für das Malen mit Ölfarben?
  5. Malpalette für die Ölmalerei - Welche ist die Richtige?
  6. Leinwand, ein paar Tipps zum Material
  7. Keilrahmen
  8. > Grundierung für die Ölmalerei Gesso, Kreidegrund, Ölgrund etc.?

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