Über Tropfenbildung, wässerige und nicht-wässerige Mittel
Technisch gesehen könnte man eigentlich fast jede transparente Flüssigkeit mit klebenden Eigenschaften als Fixiermittel verwenden, also auch Haarspray, Klarlack, Firnis, Sprühkleber, Acrylatbinder ja sogar die früher gebräuchlichen Fixative wie abgestandenes Bier oder Milchkaffee.
Die Mittel unterteilen sich in:
Die meisten Künstler verwenden die im Handel angebotenen Universal-Fixative in Pump- oder Gasspraydosen, die aus Acrylharzen auf Alkoholbasis zusammengesetzt sind. Sie besitzen seidenmatten Glanz sind gilbungsbeständig und bilden einen widerstandsfähigen Film. Man kann sie für die verschiedenen Zeichentechniken wie Bleistift, Kohle, Pastell etc. verwenden.
Nicht-wässerige Fixiermittel bewirken keine Ausdehnung des Papiers, so dass das Papier nach dem Fixieren völlig glatt bleibt. Durch die lösungsmittelhaltigen Inhaltsstoffe sollte man sie aus gesundheitlichen Gründen nur in gut belüfteten Räumen oder im Freien verwenden. Das Tragen einer Atemschutz- oder Farbspritzmaske ist empfehlenswert.
Wässrige Fixiermittel haben den großen Nachteil, dass sich Papier in feuchtem Zustand ausdehnt und nach dem Trocknen wellig bleibt. (Es sei denn, man würde es mit Klebeband auf eine Platte aufspannen.) Außerdem bilden sich durch die Polarität des Wassers bedingt schneller Tropfen, die die Farbe ungleichmäßig aufnehmen und auftrocknen lassen.
In den Malerbriefen, Beiträge zur Theorie und Praxis der Malerei , Leipzig, Verlag von S. Hirzel, 1904, schreibt W. Ostwald auf der Seite 9ff zu diesem Thema:
„[...]Was das Fixiermittel anlangt, so kann, wie erwähnt, so gut wie jeder Klebstoff dienen. Dieser muss in irgendeiner Flüssigkeit aufgelöst sein, und hier gibt es die beiden großen Gruppen der wässerigen und nichtwässerigen Lösungen. Von der Wahl des Lösungsmittels hängt einigermaßen die des Bindemittels ab, da letztere sich nicht in allen Flüssigkeiten gleich gut auflösen.
Am wohlfeilsten sind wässerige Fixiermittel; das beste Bindemittel, was Dauerhaftigkeit und Unveränderlichkeit anlangt, ist Leim (farblose Gelatine), der in ein- bis zwei-prozentiger Lösung angewendet werden kann und wegen des Erstarrens der Lösung in der Kalte warm angewendet werden muss. Ebenso gut ist arabisches Gummi. Nur sind hier folgende Umstände zu beachten.
Alles Papier wird durch Anfeuchten mit Wasser stark ausgedehnt und bleibt wellig und uneben zurück, wenn man es ohne Sorgfalt trocknet. Ist es an seinen Rändern festgeklebt, „aufgespannt", so wird es beim Trocknen wieder eben. Nicht aufgespanntes Papier trocknet gleichfalls eben, wenn man es im feuchten Zustande an einer Ecke aufhängt und frei trocknen lasst. Es erscheint dann allerdings dütenförmig aufgerollt, lasst sich aber vollkommen eben ausbreiten.
Eine weitere Eigentümlichkeit des Wassers ist seine große Neigung zur Tropfenbildung, die von seiner großen Oberflächenspannung herrührt. In dieser Eigenschaft übertrifft es alle anderen Flüssigkeiten. Infolgedessen haben wässerige Fixiermittel Neigung, auf dem Bilde Tropfen zu bilden, welche sich mit Farbstaub bekleiden, ablaufen und den Farbstoff an falsche Stellen bringen können. Das Mittel, diese Erscheinung zu vermeiden, besteht darin, dass man die Oberflächenspannung möglichst vermindert. Dies geschieht leicht durch Zusätze von Weingeist (10 bis 30 Prozent). Äther, Seife, Galle und viele andere Stoffe wirken ähnlich, sind aber nicht so gut. Ein mit diesen Stoffen versetztes wässeriges Fixiermittel zerfließt auf dem Bilde und zieht sich gleichzeitig mehr oder weniger in das Papier ein, womit der angestrebte Zweck erreicht wird.
Aus ähnlichen Ursachen erweisen sich gewisse traditionell gebräuchliche Fixiermittel wie Milchkaffee, abgestandenes Bier usw. als anwendbar. Doch soll man solche Gemenge nie anwenden, da sie überflüssige Stoffe enthalten , welche leicht zu unerwünschten Nebenerscheinungen (Gelbwerden, Klebrigbleiben usw.) Anlass geben.
Nichtwässerige Fixiermittel haben den Vorteil, das Papier nicht auszudehnen; es kann also hernach ohne besondere Vorsicht getrocknet werden. Man wendet sie daher an, falls man das Blatt nicht aufhängen kann, wie bei Zeichnungen in Skizzenbüchern u. dgl.
Von nichtwässerigen Lösungsmitteln ist als wohlfeilstes und bequemstes der Weingeist zu nennen. Wegen seiner geringen Oberflächenspannung benetzt er leicht die Flache und dringt in das Innere des Papiers ein. Das Klebemittel, welches hier in erster Linie genannt zu werden verdient, ist der Schellack. Man wendet ihn nach Bedarf in gebleichtem Oder auch ungebleichtem Zustand an (im letzteren Falle wählt man hellfarbige „blonde" Sorten) ; eine einprozentige Lösung genügt fast immer.
Andere Lösungsmittel kommen neben dem Weingeist kaum in Frage, da sie keine Vorzüge und wegen Feuergefährlichkeit, Geruch, Kostspieligkeit u. dgl. häufig große Nachteile haben. Es kann auf ihre Nennung und Beschreibung daher hier verzichtet werden. ...“